Der April, der hatte es in sich. Zuerst stand am 8. April die Abgabe unseres liebgewonnenen Gasthundes des
Vereines Partner-Hunde an, die dann schließlich mit sehr vielen Tränen und Emotionen vollzogen wurde, um sie in die Assistenzhundeausbildung zu entlassen. Auch wenn dieser Abschied quasi geplant war, ist es doch ein großer Einschnitt, besonders, wenn eine enge Bindung im Spiel war.
Was bisher geschah
Was davor geschah: Daisy ist uns (meinem Mann, meinem Stiefsohn und mir) in Windeseile ans Herz gewachsen und lebte für 9 Monate bei uns, wo ich sehr viel Zeit und Liebe in ihr Training und ihre Pflege investiert habe. Eine ganz besondere Beziehung knüpfte sie mit meinem Stiefsohn, der selbst im Autismus-Spektrum ist, und immer wieder damit zu kämpfen hat, angenommen zu werden, wie er nun einmal ist. Er hat ungemein von ihrer Anwesenheit, ihrem Wesen und ihrer Akzeptanz profitiert und sich in der gemeinsamen Lebensphase merkbar entwickelt, was uns allen besondere Freude bereitet hat. Das, was ein Tier in einem Menschen bewirken kann, ist oftmals nicht gänzlich in Worte zu fassen. So war es auch in seinem Fall.
Daisy war außerdem von kleinauf immer in der Praxis mit dabei, wo sie allerdings nach getaner Begrüßung die meiste Zeit schlief. Ich bemerkte die Veränderungen, die ihre Anwesenheit trotzdem auf meine KlientInnen hatte, wie in Momenten großer Emotionalität die Stimmung durch sie aufgelockert werden konnte bzw. sich die vormals belastete Stimmung veränderte, wenn sie schwanzwedelnd auf unsere Gäste zuging oder sich gar für ein paar Minuten zu ihnen legte, um danach wieder hinter den Schreibtisch zu verschwinden. Im Büro meines Mannes hatte sie sehr schnell die Rolle der Trösterin inne, die die MitarbeiterInnen wieder aufbaute, wenn mal etwas nicht so wie geplant gelaufen ist.
So entstand der Gedanke, ob es denn nicht möglich wäre, Daisy nicht für eine spezifische Person ausbilden zu lassen, sondern für meinen Stiefsohn sowie all die Leute, die sie bisher auch unterstützt hatte – das bedeutet, für die, die Hilfe und bedingungslose Annahme wirklich dringend brauchen, um gesund werden zu können oder wieder auf die Beine zu kommen. Die Idee war geboren, wurde vorgeschlagen und erst einmal reiflich durchdacht von Vereinsseite.
Die Wende
Am 28. April, als mein Mann und ich gerade im Urlaub in Südtirol waren, trat die Wende ein. Die Obfrau des Vereines Partner-Hunde rief an und verkündete, wir dürften Daisy bei ihr ausbilden lassen. Als ich diese Worte gehört habe, sind mir erst einmal die Tränen eingeschossen und ich musste mich hinsetzen, um es zu verarbeiten. Die Freude in der ganzen Familie war danach riesengroß! Daraufhin wurden zudem sehr wichtige Entscheidungen getroffen.
Die Finanzen & das Sponsoring
So eine Assistenzhundeausbildung kostet sehr sehr sehr viel Geld! Ich hatte mir zwar einiges erspart, musste jedoch trotzdem auf Sponsorensuche gehen. Das bedeutet viele Stunden Recherche, Mails um sich vorzustellen und Gespräche führen, wo es darum geht, zu überzeugen. Angetrieben hat mich in erster Linie natürlich der Glaube daran, was es bedeuten kann, Daisy in meine tägliche Arbeit zu integrieren sowie mein Wunsch, psychische Gesundheit und Unterstützung in schwierigen Lebensphasen vielen Menschen leistbar zugänglich zu machen (auch, wenn aktuell noch nichts von der Krankenkasse übernommen wird). Dies bedeutet, trotz der größeren finanziellen Belastung nicht mit dem Honorar nach oben zu gehen, um diese Kosten zu kompensieren, sondern den Gemeinschafts- und Sozialgedanken in den Vordergrund zu stellen.
Wichtig war es mir daher, Menschen, Vereine und Institutionen mit ins Boot zu holen, die diese Werthaltung teilen. Geben, wo es notwendig und hilfreich für andere ist – so wie ich es versuche, in meiner täglichen Berufspraxis ebenfalls zu tun. Und nach vielen halb-durchwachten Nächten bin ich schließlich fündig geworden!
Wem großer Dank gebührt
Dankend möchte ich hier die Vereine Lions Club Wals-Siezenheim und Hand in Hand für Hilfe vor Ort, Albert Neubauer Consulting, die zahlreichen anonymen Spendern mit Kleinbeträgen aus diversen Hausverwaltungen in Wien und Salzburg sowie einer Büromitarbeiterin meines Mannes, Hatice, erwähnen. All diese Vereine, Personen und Institutionen haben mit ihrem Beitrag ein (großes) Stück dazu beigetragen, Menschenleben positiv zu verändern und an Genesungen/Befindensverbesserungen mitzuwirken! Es liegt sehr viel Aufwand darin, sich so für die Gesellschaft einzusetzen, das gehört meiner Meinung nach wirklich gewürdigt. Schließlich stecken hinter dieser finanziellen Hilfe zahlreiche ehrenamtliche Köpfe, die ihre Zeit dem Gemeinwohl schenken, aus einer Freude heraus, es zu tun und die Welt ein Stück weit besser zu machen. Nochmals vielen, vielen Dank!
Was jetzt ist – das Assistenzhundedasein
Und so kam es, dass ich Ende Juli bis Anfang August innerhalb von zwei Wochen versuchte, mich an Daisy’s neugelernte Kompetenzen anzupassen. Es war für mich persönlich ein sehr harter Prozess, wo ich so manche Tiefpunkte erreichte, da ich selbst mit meinen eigenen Themen zur Genüge in Berührung kam. Wie wir wissen, gibt es immer etwas zu bearbeiten, so ist es auch bei PsychologInnen und angehenden PsychotherapeutInnen der Fall. Schließlich wurden wir trotzdem ein gutes Team und wurden in die „Lebenspraxis“ entlassen, nebenbei erwähnt war die Wiedersehensfreude auf allen Seiten natürlich sehr groß! Nun gilt es, das Erlernte Schritt für Schritt in die tägliche Erlebniswelt und Arbeit umzusetzen und zu integrieren.
Was kommen soll
Daisy’s zukünftige Wirkungsstätte soll einerseits die psychologische Praxis sein, wo sie Menschen in schwierigen Zuständen oder Lebenssituationen unterstützt. Andererseits soll sie weiter eine Stütze für meinen Stiefsohn sein, der ohnehin noch für viele Jahre sein Päckchen zu tragen und einige Herausforderungen zu meistern hat (was er übrigens toll macht!). Aktuell sind wir dabei, das Gelernte auf fremde Personen zu übertragen, denn bisher war dies quasi „nur für mich“ reserviert. Generalisierungsprozesse brauchen ihre Zeit, so ist es auch hier. Damit wir beide auf Dauer auf einem hohen Level miteinander arbeiten, dürfen wir, wie alle Assistenzhunde-Menschen-Teams regelmäßig Prüfungen absolvieren, sozusagen zur Qualitätssicherung.
Jedenfalls wird Daisy nun als meine tierische Co-Therapeutin in der Regel mit in der Praxis sein und vor allem neben ihren anderen Aufgaben die freudige Begrüßung übernehmen. Ich freue mich auf alle Fälle auf eine sehr schöne Zusammenarbeit mit ihr!