Warum über das Trauma zu reden hilft – 2 Ausschnitte, die eine Erklärung liefern (könnten)

Wenn Traumata ein Teil der Geschichte sind, ist es manchmal so, dass einem dafür die Worte fehlen. Oder man es vorzieht, nicht über das zu sprechen, was geschehen ist, um ein Wiederaufflammen zu vermeiden.

Psychologische Praxis Hannah Duscher, Wals bei Salzburg, Psychologin Salzburg, Trauma. Fotografin: Anete Lusina, Quelle: www.pexels.com

Dr. Bessel van der Kolk, einer der führenden Experten in der Traumaforschung und Behandlung, schreibt in seinem Buch „Verkörperter Schrecken“ (6. Auflage, 2016, im Original: The body keeps the score) über Traumata. Im Rahmen der psychologischen Therapie oder Traumabehandlung kommt gerade am Anfang immer wieder die Frage auf, wie sinnvoll es denn sei, über ein Trauma zu erzählen – denn es sei doch so oder so schon vorbei und nicht mehr veränderbar.

Mit dem Trauma für sich bleiben – soll das so sein?

Ich möchte deshalb zwei kurze Abschnitte aus dem genannten Buch zitieren, die meiner Meinung nach deutlich zeigen, was hinter dem therapeutischen Bestreben steckt, ein Trauma erzählbar zu machen.

„Solange Sie Geheimnisse hegen und Informationen unterdrücken, befinden Sie sich im Krieg gegen sich selbst. Zentrale Gefühle zu verbergen kostet Sie enorm viel Energie, raubt Ihnen die Motivation, Ziele zu verfolgen, die Ihnen als erstrebenswert erscheinen, und hinterläßt Sie mit einem Gefühl der Langeweile und Isolation von der Welt. Unterdessen überfluten Streßhormone Ihren Körper, erzeugen Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Verdauungsprobleme oder sexuelle Dysfunktionen – und Ihre irrationalen Verhaltensweisen sind Ihnen selbst peinlich und verletzen Menschen in Ihrer Umgebung. Erst wenn Ihnen die Ursache dieser Reaktion klar geworden ist, können Sie Ihre Gefühle als Signal für Probleme erkennen, um deren Lösung Sie sich dringend kümmern müßten.“ (S. 278)

Dr. Bessel van der Kolk

Dies ist die überwiegend negative Seite, die sich zeigt, wenn Dinge unausgesprochen bleiben. Was entstehen kann, wenn dieses Verhalten geändert wird, die verbale Komponente zugänglich gemacht bzw. ausgebaut wird und die Person gleichzeitig auf Verständnis trifft, beschreibt er hier:

„Wenn wir das Gefühl haben, daß man uns zuhört und uns versteht, verändert sich unsere Physiologie; wenn wir ein komplexes Gefühl artikulieren können und wenn andere Menschen unsere Gefühle anerkennen, leuchtet unser limbisches Gehirn (Anmerkung: quasi das Zentrum der Gefühle) auf und kreiert einen Aha-Moment. Begegnet man uns hingegen mit Schweigen und Unverständnis, tötet dies unsere Seele.“ (S. 277 und S. 278)

Dr. Bessel van der Kolk

Die Kernessenz

Es geht dabei darum, das Erlebte in einen Rahmen einzubetten und ein inneres Ja dazu zu kreieren, es anzuerkennen als etwas, das einem geschehen ist. Auch auf der emotionalen und körperlichen Ebene. Mitgefühl von außen, wie auch von sich selbst für sich selbst zu bekommen, ist nötig, um einen Schritt Richtung Heilung zu gehen. Zusammen mit fundierten Methoden, z.B. EMDR, lässt sich ein nachhaltiger Effekt in der Behandlung erzielen. Im nächsten Block finden Sie ein kurzes, spielerisch gestaltetes Video, das die Essenz des Nutzens einer Therapie klar und einfach formuliert auf den Punkt bringt:

Was kann helfen und wie läuft so etwas ab?

Psychologische Traumabehandlung oder auch Traumatherapie hilft beim Prozess der Heilung. Niemand braucht mit seinen Geheimnissen alleine zu bleiben, in der therapeutischen Beziehung ist genug Platz und Verständnis für das zu finden, was geschehen ist. Ohne Vorurteile, Verurteilung oder Schuldzuweisung. Was stattdessen entstehen kann, ist eine Verbesserung auf den Ebenen des Denken, Fühlens, der Handlungsfähigkeit und der Haltung zu sich selbst.

Dabei wird Rücksicht genommen auf die Bedürfnisse des Einzelnen. Der Konfrontation mit dem traumatischen Erleben geht eine gründliche Stabilisierungsphase voran, die auf den Aufbau von Ressourcen abzielt. Das dient dazu, ein starkes Fundament zu schaffen, um einer Überforderung und Retraumatisierung entgegenzuwirken. Auch in dieser Phase passiert schon eine Beschäftigung mit dem Erlebten, was zu einer Verbesserung beitragen kann.

Ich begleite im Rahmen meiner Tätigkeit Menschen, die Traumatisierungen erlebt haben. Mir ist es ein Anliegen, möglichst sanft und gründlich in der Stabilisierung bzw. Vorbereitung vorzugehen, damit eine Konfrontation gelingen kann, wenn der Zeitpunkt da ist. Falls Sie das Gefühl haben, an dem Erlebten und dessen Folgen mit mir arbeiten zu wollen, freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme.